Hans Lietzmann

“Olivenhain bei Sirmione am Gardasee”

Hans Lietzmann 1872 - 1955

Von 1889 bis 1894 studierte er an der Akademie in Berlin. Bereits als Kind besuchte er 1879 mit seinem Vater das trentinische Ufer des Gardasees, in den Jahren 1884/85 vor allem Riva del Garda, wo eine alte Tante von ihm lebte. 1896 zog Lietzmann nach München und ließ sich dort zum Bariton ausbilden.

Er war jedoch so fasziniert vom Licht und von den Farben am Gardasee, dass er 1899 beschloss, sich in Torbole niederzulassen. Hier kaufte er sich ein Villa mit Seegrundstück und Strand, die er “Café Paradiso” nannte.

Direkt am Seeufer gründete Hans Lietzmann eine Schule “Männlicher Akt im Freien”, die von zahlreichen Künstlern besucht wurde, die auf den Spuren Goethes Italien bereisten. Viele Maler kamen während dieser Epoche nach Torbole.

Bis 1915 fand Hans Lietzmann Glück und Anerkennung rund um den Gardasee. Er malte und zeichnete zahlreiche Orte und hatte Umgang mit vielen Landsleuten, die bereits zu dieser Zeit hier wohnen. Aber auch zu seiner deutschen Heimat pflegte er weiterhin Kontakte. Lietzmann hatte immer das Bedürfnis biblische Themen darzustellen, und so entstand eine Reihe von Bildern mit Motiven aus dem Neuen Testament für Kirchen und Museen in Deutschland.

Im Ersten Weltkrieg wurde Lietzmann vom Kaiserreich als Militärzeichner angeworben und hielt an der französischen Front, 1918 in Autecourt, auf seinen Bildern den beginnenden Einsatz von Flugzeugen im Krieg fest. Bekannt ist ein Gemälde, das dem Geschwader des Freiherrn Manfred von Richthofen gewidmet ist. Ebenso portraitierte er Ernst Brandenburg als Träger des Pour le Mérite, der als Kommandeur des Bombengeschwaders Nr. 3 (England-Geschwader) die erste Bombardierung Londons am 13. Juni 1917 anführte.

Nach dem Ersten Weltkrieg enteignete die faschistische Regierung unter Benito Mussolini ausländische Besitztümer, in deren Folge Hans Lietzmann auch seinen Grundbesitz am Gardasee verlor. Trotzdem kehrte er im Jahre 1925 nach Torbole zurück und setzte seine künstlerische Arbeit fort, allerdings in extremer Armut.

In Erinnerung bleibt Lietzmanns Restaurierung des Altarbildes von Giambattista Cignaroli, in der Kirche S. Andrea von Torbole, das während des Krieges durch eine Splitterbombe weitgehend zerstört wurde. Hans Lietzmann setzte sich dafür ein, dass der Paragraph 175 des Gesetzes von 1925, der Homosexualität unter Strafe stellt, abgeschafft werden sollte.

Während des Zweiten Weltkrieges blieb der nun schon 70-jährige Künstler am Gardasee und spielte eine wichtige Rolle beim Rückzug der deutschen Wehrmacht aus Italien. Es gelang Lietzmann die Militärs davon zu überzeugen, Torbole nicht zu zerstören. Seine letzten Lebensjahre verbrachte der Maler in Armut.

Er befasste sich während dieser Zeit fast nur noch mit religiösen Sujets und Porträtarbeiten. Am 4. September 1955 starb Hans Lietzmann in Riva und wurde am 7. September in Torbole auf dem örtlichen Friedhof nach evangelischem Ritus bestattet.